Ich hatte mir kurz nach Erscheinen Radiant Photo bereits angeschaut und mein Fazit war eher mittelprächtig. Nicht schlecht, aber auch nicht wirklich herausragend. Verschiedene Dinge störten mich bzw. funktionierten nicht so gut, wie ich es mir erhofft hatte.
Zwischenzeitlich gab es wohl ein paar Updates und nach wie vor las ich sehr viele begeisterte Berichte, daher habe ich mir am Wochenende einen zweiten Blick erlaubt und die Testversion noch einmal in Ruhe angeschaut. So viel sei vorab gesagt: Die Raw-Entwicklung überlasse ich weiterhin lieber Lightroom, aber ich sehe durchaus eine Verwendungsmöglichkeit in meinem Workflow.
Ich habe mit verschiedenen Fotos getestet, unter anderem auch mit Fotos der letzten Hochzeit, die ich fotografiert habe. Dort habe ich tatsächlich auch die überraschendsten Ergebnisse erzielt, diese Bilder kann ich an dieser Stelle allerdings nicht veröffentlichen. Aber üblicherweise mache ich vorab an den jeweiligen Locations ein paar Testbilder und daher kann ich hier ein “Porträt” von Ruhrlinse zeigen. (Wie gesagt: das ist ein Testbild, also bitte nicht den Ausdruck oder die Bildgestaltung bewerten 😉 ).
Unter “Before” sieht man die Bearbeitung, wie ich sie an diesem Tag in etwa für die Bilder vorgenommen habe (Copy/Paste auf die Schnelle von einem der Bilder, das ich komplett bearbeitet hatte). An und für sich nicht ganz schlecht. “After” zeigt das Ergebnis aus Radiant Photo. Dazu ist zu sagen, dass ich hier die automatisch erkannten Werte nicht verändert habe und einfach genau das Ergebnis genutzt habe. Ich hatte lediglich die Voreinstellung auf “Dezent” gesetzt, Radiant Photo hatte hier automatisch das Smart Preset “Mensch” selektiert.
Ich finde das Ergebnis tatsächlich durchaus ansehnlich. Vor allem sieht man dem Bild überhaupt nicht mehr den trüben Tag an, an dem es aufgenommen wurde. Die Farben knallen plötzlich, ohne übersättigt zu wirken, die Augen sind viel klarer… Doch, kann man durchaus so machen.
Ein weiteres Testbild, diesmal aus dem Bereich Tieraufnahmen. “Before” zeigt meine Bearbeitung, “After” das Ergebnis aus Radiant Photo. Auch hier wurde wieder korrekt das Motiv erkannt und Radiant Photo hat das Smart Preset “Tiere” angewendet.
Auch hier wieder ein durchaus gutes Ergebnis. Etwas kontrastreicher, die Farben ein wenig verändert. Hier gefiel mir das Blau aus meiner Bearbeitung einen Hauch besser, aber das sind Kleinigkeiten, die man bei Bedarf korrigieren kann.
Das dritte Testbild, das ich hier zeigen möchte, wurde von Ruhrlinse fotografiert, die Bearbeitung ist von mir. Auch diesmal wurde wieder nichts an den Einstellungen verändert, Radiant Photo hat wieder automatisch das Smart Preset “Tiere” ausgewählt.
Das Bild wirkt deutlich wärmer und klarer, wie ich finde. Mir gefällt das Ergebnis sogar etwas besser als meine Bearbeitung. Radiant Photo hat dem Bild in meinen Augen noch den letzten Kick gegeben, sozusagen den Feinschliff verpasst.
Natürlich ist das alles kein Hexenwerk und kann mit etwas Feinarbeit durchaus mit den gewohnten Werkzeugen erreicht werden. Im Gegensatz zu meinen ersten Tests gefallen mir diesmal die Ergebnisse richtig gut und ich finde es doch schon erstaunlich, was sich mit minimalem Aufwand noch aus den Bildern herauskitzeln lässt. Alle Ergebnisse wurden komplett ohne Anpassungen meinerseits erzielt.
Fazit
Es lohnt sich hin und wieder doch mal, einen zweiten Blick zu wagen und Tools nicht sofort komplett abzuschreiben. Zumal, wenn man doch so viel Positives darüber liest. Diesmal war mein Ansatz allerdings auch ein anderer: Ich habe nicht versucht, meine gewohnten Werkzeuge zu ersetzen, sondern habe Radiant Photo mal ausschließlich als Ergänzung getestet. Und hier konnte es für mich tatsächlich punkten. Ich bin mir auch nicht sicher, ob mit den Updates bereits Korrekturen eingeflossen sind, die Funktionen verbessern, die mir in meinem ersten Test nicht zusagten. Ich finde aber, dass Radiant Photo tatsächlich eine Ergänzung in meinem Workflow sein kann.
Alle Funktionen würde ich nicht einsetzen, die Funktion des Nachschärfens gefällt mir nicht besonders und vor allem das Entrauschen stellt mich überhaupt nicht zufrieden. Es gingen zu viele Details verloren und die Ergebnisse waren oft matschig. Aber das macht nichts, hier habe ich bewährte Methoden und muss diese nicht ersetzen. Mir gefällt aber, dass ich doch mit wenig Aufwand noch einmal einiges aus einer Aufnahme herausholen kann.
Wie bereits geschrieben, alles ließe sich auch mit Photoshop und Co. lösen, gar keine Frage. Aber wenn man doch mal eine größere Menge Bilder in einem Rutsch bearbeiten muss (wie beispielsweise von Veranstaltungen oder Hochzeiten), dann ist man froh, wenn man an jedem Bild ein paar Minuten in der Bearbeitung einsparen kann. Das summiert sich schnell auf ein paar Stunden, die man dann mit anderen Dingen verbringen kann.
Radiant Photo kann bspw. sicher keine ordentliche Hautretusche ablösen, diese Ergebnisse sind aus meiner Sicht nach wie vor nicht vorzeigbar. Aber wenn man es als Ergänzung einsetzt, dann kann es in vielen Situationen eine echte Hilfe sein. Die mitgelieferten Presets habe ich nicht sehr ausführlich getestet, nur mal testweise das eine oder andere angeklickt.
Was nach wie vor nicht funktionierte war die automatische Einbindung in Lightroom unter “Bearbeiten in”, das kann man aber schnell manuell lösen. In Photoshop wird es problemlos als Plugin eingebunden und darüber hinaus kann man es auch als eigenständiges Programm nutzen. Alles in allem fällt mein Fazit diesmal also deutlich positiver aus.
[…] 08.01.2023: Es gibt inzwischen einen weiteren Artikel von mir zu Radiant Photo, in dem ich einige Dinge nun etwas anders […]