Es ist soweit: Die neuen generativen KI-Funktionen haben Einzug in die Release-Version von Adobe Photoshop gehalten. Bislang waren sie der Beta-Version vorenthalten und nur im Testbetrieb. Gleichzeitig mit dem Release wurden die Ergebnisse für die kommerzielle Nutzung freigegeben, solange sie nicht für das Training einer KI verwendet werden. Gleichzeitig hängt Adobe ein Preisschild an die KI-Funktionen.
“Generatives Füllen” und “Generatives Erweitern” sind die beiden Funktionen, die jetzt bei allen Anwendern angekommen sind bzw. mit dem Update ankommen werden. Das Generative Füllen hatte ich im Mai schon mal vorgestellt und inzwischen schon reichlich mit den schier endlosen Möglichkeiten herumgespielt. Im Juli kam dann in der Beta die Funktion “Generatives Erweitern” hinzu, die ich Euch ebenfalls schon einmal gezeigt habe. Daher werde ich in diesem Artikel nun nicht noch einmal auf die Funktionsweise eingehen. Zumal Photoshop direkt beim Start der neuen Version ein gutes kleines Tutorial zu allen neuen Funktionen anbietet.
Ich habe mit diesen Funktionen in der Beta wirklich ausgiebig experimentiert und sie tatsächlich lieben gelernt. Es gab diverse Fälle, die ohne die KI zwar auch realisierbar gewesen wären, allerdings deutlich, und hier meine ich wirklich DEUTLICH, mehr Arbeit bedeuteten. Die KI erleichtert hier enorm viel. Ein Beispiel:
Man hätte hier natürlich zunächst das Unkraut jäten können. Oder abfackeln. Dafür war jedoch keine Zeit. Ebenso hätte man sich einen anderen Platz suchen können, das Brautpaar wollte das Bild jedoch vor der Kirche aufnehmen. Also muss Photoshop herhalten… Auch mit herkömmlichen Mitteln machbar, aber die KI hat mir hier wirklich enorm viel Zeit und Nerven gespart.
Das ist aber auch genau das, womit ich die KI überwiegend getestet habe: Fehler beseitigen oder Korrekturen vornehmen, die auf herkömmlichem Weg viel Aufwand bedeuten. Und meist waren die Ergebnisse wirklich hervorragend. Allerdings fiel mir gerade zuletzt immer häufiger auf, dass die KI glaubt, ich würde unziemliches Bildmaterial generieren. Das zeigt sie dann so an:
In 100 % der Fälle lag sie damit falsch. Die Fehlerkennung war dabei nicht nur auf Bildern mit viel Hautfarbe beschränkt, dort aber tatsächlich am häufigsten. Und interessanterweise funktionierte die Selektion dann überwiegend doch, wenn man das Bild zuvor in Schwarz-Weiß konvertierte. Aber in der Regel konnte ich diese Meldung beim Entfernen von Bildelementen sehr gut vermeiden, indem ich statt einem leeren Prompt das Wort “entfernen” übergebe. Dann funktioniert die gleiche Selektion, die zuvor den Alarm auslöste, ohne Probleme.
Die kontextbezogene Taskleiste hat ebenfalls ein paar Verbesserungen erfahren, eine deutliche komfortablere Verbesserung wurde jedoch dem Entfernen-Werkzeug zuteil. Es genügt nun, mit dem Werkzeug einen Bereich zu umranden, statt ihn auszumalen. Bringt nicht die größte Zeitersparnis, summiert sich im Laufe der Zeit jedoch.
Credits für die KI-Nutzung und höherer Abo-Preis
Ich war wirklich gespannt, ob Adobe die Nutzung der KI-Funktionen weiterhin kostenlos anbietet oder was man sich einfallen lässt. Und es gibt jetzt offenbar so etwas wie eine Zwischenlösung. Mit Credits: viel Rechenpower (= schnell), ohne Credits: wenig Rechenpower (=langsam). So richtig fündig geworden bin ich dazu auf den Adobe-Seiten zunächst nicht, nur ein kurzer Text unterhalb des Artikels zur generativen Füllung weist darauf hin.
Um hierzu weitere Details zu finden, muss man schon deutlich tiefer graben und sich auf die Suche begeben. In einem Blogbeitrag wird geschrieben, dass sich die Preise für einige Abos ab November um 5 $ erhöhen werden. Nicht davon betroffen sind bspw. das Fotografen-Abo mit Photoshop und Lightroom, das Komplett-Abo hingegen schon. Begründet wird die Preiserhöhung mit den Credits, die für eine schnelle KI ausgegeben werden müssen (“fast generative credits”). Das Komplett-Abo enthält nun auch noch 1000 Credits. Sind die Credits aufgebraucht, dann wartet man länger auf das Ergebnis. Oder kauft zusätzliche Credits für 4,99$. Warum nur erinnert mich das an die unsäglichen Mobile Games?
Ein paar zusätzliche Infos liefert auch noch dieser Artikel, auch wenn bei mir dennoch Fragen offen bleiben.
Unklar bleibt beispielsweise, wie genau gezählt wird. 1 Credit pro Bild/Datei? Das wären dann umgerechnet 5 Cent pro Bild mit generativen Inhalten. Oder pro Funktionsaufruf? Das wird unter Umständen deutlich teurer. Verfallen nicht verbrauchte Credits am Monatsende oder kann man die “ansparen”?
Sicher wird das in Zukunft noch irgendwann deutlicher erläutert, Fakt ist aber: Die oben beschriebene Zeitersparnis gibt es nicht umsonst, sondern wird erkauft. Nur die exakte Höhe des Preises ist noch unklar.
Update 16.09.: Manchmal ist man nur einen Klick von den Antworten entfernt, wie ich gerade feststellte. Es gibt ein FAQ vom 13.09., das tatsächlich am Ende des oben bereits verlinkten Artikels vom 14.09. verlinkt ist. Hier steht unter der Überschrift “How are generative credits consumed?“:
The consumption of generative credits depends on the generated output’s computational cost and the value of the generative AI feature used. Examples of actions where you are debited generative credits:
Select Generate in Text Effects
Select Load more or Refresh in Text to Image
Für mich heißt das nun: Jeder Aufruf von generatives Füllen oder generatives Erweitern kostet umgerechnet 5 Cent. Ebenso jedes erneute “Generieren”, wenn einem die Ergebnisse nicht zusagen. Macht die KI also einen schlechten Job, dann wird es teuer. Macht sie ihren Job ordentlich, dann kostet es mich 5 Cent. In meinen Augen deutlich zu teuer. Wahrscheinlich einer der Gründe, weshalb Adobe diese Information im Augenblick noch so versteckt.
[…] Auch wenn die Ergebnisse nun kommerziell verwendet werden dürfen (und in diesem Zuge eben auch kostenpflichtig werden), so heißt das noch nicht, dass man es auch unbedingt tun […]