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DxO PureRAW 3: Was ist neu? – Ein Test

DxO PureRAW 3 Test

DxO hat eine neue Version des RAW-Prozessors PureRAW veröffentlicht: DxO PureRAW 3. Grund genug für mich, mir mal die Änderungen anzuschauen. Schon allein um zu sehen, ob sich das 79 € teure Upgrade für mich lohnt. Wer noch keine Vorgängerversion besitzt, der wird mit 129 € zur Kasse gebeten.

Schauen wir uns zunächst mal die Marketingaussagen an.

Eine neue Version der Rauschminderungs-Technologie hat Einzug gehalten: Zum bisher verfügbaren DeepPRIME gesellt sich die erweiterte (verbesserte?) Variante DeepPRIME XD. Inwieweit diese tatsächlich Verbesserungen bringt, beleuchte ich etwas später im Artikel anhand von ein paar Beispielen.

Die Oberfläche wurde überarbeitet. Wir finden hier ein paar neue Optionen, als Erstes wäre das eben erwähnte DeepPRIME XD zu nennen. Zudem ist nun neben DNG und TIFF auch ein Export als JPG möglich. Eine weitere Neuerung: Es ist in der neuen Version möglich, einzelne Optimierungen zu (de)aktivieren, bspw. für die Objektivverzeichnungen. Und, auch das ist neu, für das Nachschärfen können wir jetzt unterschiedliche Stärken wählen: Weich, Standard, Stark und Hart. Welche Auswirkungen das hat, schaue ich mir im Detail noch an.

Oberflächen DxO PureRAW2 und PureRAW3

Die anderen Neuerungen sind für mich nicht so interessant oder bahnbrechend, daher möchte ich hier nicht groß darauf eingehen. Wer sich das selbst anschauen möchte, der kann sich eine 30Tage-Testversion herunterladen und ausprobieren. Ich möchte mir hier in erster Linie die Kernfunktionen anschauen: Entrauschen und Nachschärfen.

Wie habe ich getestet?

Ich rufe beide Versionen von PureRAW in Lightroom über das Menü “Datei -> Zusatzmoduloptionen -> Mit DxO PureRAW x Plug-in verarbeiten” auf. Auf diese Weise verarbeite ich direkt die RAW-Dateien und nicht versehentlich eine TIFF-Kopie. Ich werde von jeder RAW-Datei einen unbearbeiteten 100%-Ausschnitt zeigen und dann jeweils den (möglichst) gleichen Ausschnitt nach PureRAW 2 und PureRAW 3.

Für die Tests verwende ich ein paar Bilder, die auf einem meiner extrem seltenen Ausflüge in die Wildtierfotografie entstanden sind. Selten, weil ich einerseits mit meinem max. 200 mm Tele nun nicht gerade gut aufgestellt bin für so etwas, andererseits, weil ich nicht das erforderliche Ausmaß an Geduld aufbringen kann, um mich für DIE Aufnahme ein paar Stunden in den Busch zu legen. Dennoch schaue ich manchmal über den Tellerrand und es gelingen auch mal ein paar Aufnahmen. Angesichts relativ schlechter Lichtverhältnisse auf einem dieser Ausflüge habe ich ein paar “schön” verrauschte Aufnahmen, die für einen Test herhalten können.

Ich beginne mal flauschig mit einem Eichhörnchen. Alle Bildausschnitte können per Klick in voller Auflösung angezeigt werden. Hier zunächst der 100%-Ausschnitt der unbearbeiteten RAW-Datei.

Eichhörnchen unbearbeitetes RAW

Spätestens in der vollen Auflösung ist das Rauschen ziemlich gut zu erkennen. Ebenfalls deutlich zu erkennen: Das Bild ist nicht so richtig scharf.

Schauen wir uns an, was PureRAW 2 leistet (DeepPRIME).

Eichhörnchen PureRAW 2

Gut entrauscht, im Fell ist deutlich erkennbar, dass ein wenig nachgeschärft wurde. Aber gerade am Auge wird deutlich, dass man natürlich nicht alles auf diese Weise retten kann. Aber schauen wir uns an, was PureRAW 3 abliefert (DeepPRIME XD und Schärfen auf Standard).

Eichhörnchen PureRAW 3

Deutlich besseres Ergebnis beim Entrauschen (vor allem sehr gut im Hintergrund erkennbar, schaut Euch die volle Auflösung an). Zudem sind mehr Details erkennbar, auch wenn ich mir noch nicht so ganz sicher bin, ob mir das Fell nicht etwas zu stark nachgeschärft ist und dadurch zu drahtig wirkt. Aber selbst das Auge wirkt bei genauem Hinschauen etwas knackiger. Insgesamt sehe ich hier einen Zugewinn.

Test 2 ist eine Aufnahme vom gleichen Tag, diesmal ein Rotkehlchen. Auch hier wieder erst einmal der Ausschnitt aus der unbearbeiteten RAW-Datei.

Rotkehlchen unbearbeitetes RAW

Nun wieder PureRAW 2 mit identischen Einstellungen wie zuvor.

Rotkehlchen PureRAW 3

Auch hier wieder erkennbar: recht gut entrauscht und die Details ein wenig verstärkt. Hier stört mich allerdings, dass der unscharfe Bereich an der hinteren Steinkante und auch an den Nüssen nachgeschärft wirkt und somit eher nach einer Verwacklung als nach Tiefenunschärfe aussieht. Nichts, was man nicht nachträglich korrigieren könnte, aber irgendwie unschön.

Weiter mit PureRAW 3, auch diesmal wieder mit den gleichen Einstellungen wie zuvor.

Rotkehlchen PureRAW 3

Auch bei diesem Bild wurde nochmal etwas besser entrauscht und es sind wieder etwas mehr Details zu erkennen als bei PureRAW 2. Aber auch mit PureRAW 3 werden die Kanten in den Unschärfebereichen etwas zu stark betont und wirken dadurch störend.

Schauen wir uns jetzt das 3. Bild aus meiner Testreihe mal an. Eine Low-Light-Aufnahme, wir finden Rauschen und chromatische Aberrationen. Letztere sind vor allem am Windrad gut erkennbar, aber auch an den Kanten der Baumwipfel.

Sonnenaufgang unbearbeitetes RAW

Auch hier zunächst wieder die Variante aus PureRAW 2. Falls sich jemand wundert, dass sich die Proportionen der Bildausschnitte etwas verschieben: Das liegt an der Verzeichnungskorrektur von PureRAW.

Sonnenaufgang PureRAW 2

Das Entrauschen hat ganz gut geklappt, auch die feinen Details in den Bäumen kommen etwas besser heraus. Die chromatischen Aberrationen sind nur zum Teil verschwunden, in jedem Fall aber weniger ausgeprägt. Vor allem am Windrad sind sie noch immer zu erkennen. Auffällig ist hier zudem ein recht typischer Effekt bei solchen Szenen: Durch das Nachschärfen entsteht an den Kanten zwischen den dunklen Bäumen und dem hellen Himmel ein Halo-Effekt, also hellere Lichtsäume unmittelbar an den Kanten. Das lässt sich mit überschaubarem Aufwand in Photoshop beheben, ist aber immer etwas unschön. Aber schauen wir uns mal an, was PureRAW 3 aus der Aufnahme herausholt.

Auch bei diesem Test das gleiche Ergebnis: PureRAW 3 entrauscht etwas besser und liefert einen Tacken mehr Details als der Vorgänger. Die Lichtsäume durch das Nachschärfen und auch die chromatischen Aberrationen bleiben leider erhalten, scheinen mir sogar ein klein wenig ausgeprägter zu sein als zuvor in PureRAW 2. Das ist zwar Pixel Peeping, aber dafür mache ich diesen Test ja. Was mich bei diesem Bild ganz besonders interessiert hatte, war, wie Lightroom selbst mit den chromatischen Aberrationen umgeht. Deshalb zum Vergleich mal das, was uns Lightroom hier liefert. Dafür habe ich lediglich unter Objektivkorrekturen den Haken bei “Chromatische Aberration entfernen” gesetzt.

Sonnenaufgang Lightroom

Mit den chromatischen Aberrationen kann Lightroom deutlich besser umgehen. Wie man sieht, sind sie verschwunden. Vor allem am Windrad fällt das sofort auf, der störende grüne Saum an der rechten Kante ist verschwunden. Tröstlich: Das funktioniert auch hervorragend bei den Bildern, die zuvor durch PureRAW verarbeitet wurden. Zumindest, solange ich “Objektivschärfe” in PureRAW 3 nicht höher als “Standard” einstelle. Es empfiehlt sich also in Lightroom, diesen Haken noch zu setzen, wenn es dann an die eigentliche RAW-Entwicklung geht.

Fazit

Es ist kein Quantensprung an Verbesserungen zwischen Version 2 und 3 zu erkennen, aber klare Verbesserungen im Detail. Durchgängig bessere Ergebnisse beim Entrauschen, ebenso werden mehr Details herausgearbeitet. Das geht aber leider manchmal so weit, dass auch (absichtlich) unscharfe Bereiche im Bild nachgeschärft werden. Gut erkennbar bei der Aufnahme des Rotkehlchens. Ich hatte hier auch Bilder, bei denen die eigentlich unscharfe Textur des Steins im Vordergrund nachgeschärft wurde, was dann recht unschön wirkte. Das Problem haben aber beide Versionen, hier gibt es eben keine Motiverkennung wie beispielsweise in Topaz Sharpener AI. Das lässt sich auch nachträglich nicht so einfach korrigieren, wie man es beispielsweise durch Ausmaskieren in Photoshop tun würde, wenn man erst ganz am Ende der Bearbeitung nachschärft. Nicht nur deshalb ist es in meinen Augen eigentlich sinnvoller, erst nachträglich nachzuschärfen. Meine Empfehlung ist daher, in PureRAW 3 für das Nachschärfen nur “Weich” auszuwählen.

Ob mir die optimierte Batchverarbeitung etwas bringt, kann ich noch nicht beurteilen. Allerdings hat diese Veränderung für mich auch wenig Relevanz. Ebenso wie die Möglichkeit, als JPG zu speichern. Das würde ich in der Praxis ziemlich wahrscheinlich nie nutzen. Was mir noch auffiel: PureRAW 3 nutzt die gleichen Kamera- und Objektivmodelle wie Version 2. Es erkannte direkt, dass ich die Modelle bereits heruntergeladen hatte und nutzte sie.

Alles in allem kann man feststellen, dass auch KI nicht alles retten kann, was in der Kamera Mist war. Anderenfalls müssten massiv Details hinzuerfunden werden, die überhaupt nicht vorhanden waren und wir landen dann bei solchen Auswüchsen wie Samsungs Mondfotos.

Mir persönlich gefallen die erkennbaren Verbesserungen. Die Ergebnisse sind natürlich sehr stark vom Ausgangsmaterial abhängig, nicht immer war das Ergebnis für mich gut genug. Speziell dann, wenn zu erwarten war, dass irgendwelche Artefakte durch das Schärfen des Ausgangsmaterials in der Bearbeitung nur noch verstärkt werden würden. Aber dann muss ich mir ohnehin die Frage stellen, ob das Motiv den Mehraufwand wert ist.

Ob die Verbesserungen Euch den Upgrade-Preis von 79 € wert sind, müsst Ihr natürlich selbst entscheiden. Ich hoffe aber, ich konnte ein wenig zur Entscheidungsfindung beitragen. Darüber hinaus empfehle ich, die eingangs bereits erwähnte Testversion auszuprobieren.

Mirko

Hallo, ich bin Mirko und blogge (mit Unterbrechungen) seit 2004. Ich bin seit 30 Jahren in der IT tätig, kreativer Kopf und Freizeitfotograf mit langjähriger Erfahrung auch im Bereich Design und Bildbearbeitung.

Ich fotografiere aktuell mit meiner Nikon D750, bevorzugt Menschen. Meine erste DSLR war eine Nikon D70, die später durch eine Nikon D300 ersetzt wurde. Bearbeitet werden meine Aufnahmen in der Regel in Adobe Lightroom Classic und Adobe Photoshop. Einfach, weil ich gefühlt schon immer damit arbeite.

Hier möchte ich sowohl meine Fundstücke aus dem Web, als auch meine Erfahrungen oder auch Experimente teilen. Wenn ich über Produkte berichte, dann schreibe ich immer und in jedem Fall meine persönliche Meinung. Es ist nicht möglich, hier positive Beiträge oder Empfehlungen zu kaufen. Auch hier vorgestellte Produkte sind, sofern im Beitrag nicht anders gekennzeichnet, aus eigener Tasche bezahlt und nicht gesponsert.

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