Die nächste KI ist “auf meinem Tisch gelandet”: ON1 Sky Swap AI. Soweit ich das sehen kann, handelt es sich hierbei um eine Funktion aus ON1 Photo RAW 2023, die nun auch als Standalone-App/Plugin verfügbar ist. Wenn ein Hersteller so stolz auf seine Entwicklung ist, dass er sie noch einmal als eigenständiges Produkt vermarktet, dann muss sie ja schon ordentlich was können. Grund genug für mich, mir die Testversion einmal etwas genauer anzuschauen.
Die Testversion kann 14 Tage ohne Einschränkungen genutzt werden und bringt 231 unterschiedliche Himmel mit. Das ist für viele Anwendungsfälle wahrscheinlich absolut ausreichend, es können jedoch auch eigene Fotos eingebunden werden. Die Oberfläche wirkt recht aufgeräumt, hat aber in der deutschen Version ein paar komische Übersetzungen. Aus “Scale” wird beispielsweise in der deutschen Übersetzung “Rahmen”, “Reflection” wurde mit “Betrachtung” übersetzt und “Shift Edge” mit “Schaltkante”. Interessanter Effekt am Rande: Ich konnte im Photoshop-Plugin zwar die Sprache auf Englisch umstellen, zurück auf Deutsch funktionierte jedoch nicht. Das klappte dann nur in der Standalone-App. Aber gut, damit kann man leben. Ein weiterer komischer Effekt: Wenn ich die Bearbeitung mittels Photoshop-Plugin von Sky Swap AI fertiggestellt habe oder auch abbreche, dann bleibt das Programm im Hintergrund weiterhin geöffnet.
Um die Leistungsfähigkeit der AI beurteilen zu können, vergleiche ich die Ergebnisse des Plugins mit der Funktion “Himmel austauschen” von Photoshop. Die ist inzwischen in meinen Augen recht brauchbar geworden, auch wenn manche Bilder auf dem altbekannten Weg doch etwas realistischer aussehen. Ich werde jeweils die Grundeinstellungen nutzen und nicht an den Reglern drehen. Sky Swap AI bietet noch die Möglichkeit, die erstellten Masken zu bearbeiten, auch hier werde ich nicht eingreifen. Ich zeige jeweils das Original, das Ergebnis aus Sky Swap AI und das Ergebnis der Photoshop-Funktion. Ein Klick auf das Foto zeigt jeweils eine etwas größere Version des Bildes.
Die Testbilder
Beginnen wir mit einem Foto, dass die KI nicht vor allzu große Herausforderungen stellen dürfte: das Kubushaus in Rotterdam. Hier zunächst das Original.
Sehr klare Kanten und wenige Details, das sollte leicht sein. Hier das Ergebnis aus ON1 Sky Swap AI.
Auf den ersten Blick ein recht gutes Ergebnis. Schaut man genauer hin, dann fallen komische Effekte auf: an der 2. Spitze von Links schimmert nach wie vor die ursprüngliche Wolke hindurch, ebenso in der rechten Hälfte, da sind Teile der ursprünglichen Wolke nach wie vor sichtbar. Das lässt sich zwar unter anderem über den “Verblassen”-Regler im Plugin nachjustieren, allerdings fällt hierbei dann ein weiterer Fehler wesentlich deutlicher ins Gewicht: Der neue Himmel überlagert die oberen Bereiche der Würfel. Das fällt hier noch nicht so sehr auf, nach dem Nachregeln wird es aber extrem deutlich. So wie es aktuell ist, stört mich aber die teilweise sichtbare Wolke rechts doch extrem, sofern ich nicht die Masken bearbeite. Doch dazu mehr in meinem Fazit unten.
Aber schauen wir, was Photoshop selbst leistet.
Ein sehr glaubwürdiges Ergebnis finde ich. Dennoch auch hier: die 2. Spitze von Links (da, wo sich im Original die Wolke befindet), wird ganz leicht der neue Himmel überblendet. Das fällt nicht so sehr auf, wenn man genau (und pingelig wie ich) hinschaut, ist es aber doch erkennbar.
Kommen wir zum nächsten Foto: Windmühlen in Kinderdijk. Das Bild ist deutlich komplexer. Wir haben hier Pflanzen und Blätter, die Flügel der Windmühlen haben sehr feine Strukturen. Hier wieder erst einmal das Original.
Jetzt schauen wir mal auf das Ergebnis von Sky Swap AI. Das könnte hier mit Reflexionen in der Wasserfläche punkten, da diese Funktion aber per Default ausgeschaltet ist und ich keine Änderungen an den Einstellungen vornehme, sehen wir das im Beispiel nicht. (die Schärfe der Reflexionen lässt sich übrigens leider nicht verändern, wodurch sie meist unrealistisch wirken)
Ein ziemlich gutes Ergebnis. Die feinen Strukturen der Blätter wurden gut erkannt, auch die Windmühlenflügel. Lediglich bei der 2. Windmühle von rechts fallen ein paar Verluste durch Überlagerung auf, wenn man genau hinschaut. Ob das in der geringeren Auflösung hier so klar erkennbar wird weiß ich nicht. Aber alles in allem ein ganz gutes Ergebnis. Was leistet hier Photoshop?
In meinen Augen keinen Deut schlechter. Auch hier leichte Verluste an den Flügeln der 2. Windmühle von rechts, da sie sich nicht mehr so deutlich vom Himmel abheben wie im Original. Aber auch damit kann man gut leben. Sowohl ON1 Sky Swap AI als auch Photoshop haben dieses Bild gut gemeistert. Die unterschiedlichen Lichtstimmungen in allen 3 Versionen kommen übrigens daher, dass sowohl die Photoshop-Funktion “Himmel austauschen” als auch ON1 Sky Swap AI versuchen, die Gesamtwirkung des Bildes an die Farben des Himmels anzupassen.
Beim letzten Bild war ich ziemlich überrascht, um ehrlich zu sein. Es handelt sich hier um einen Schnappschuss des World Trade Centers in Rotterdam. Ich habe es etwas beschnitten, da es einerseits im Hochkant-Format aufgenommen ist, zudem waren im Vordergrund ein paar Personen recht deutlich erkennbar, die wollte ich hier nicht veröffentlichen. Wie zuvor zunächst das Original.
Als Herausforderung bei diesem Bild habe ich in erster Linie die Spiegelungen am Gebäude gesehen. Der Rest war meines Erachtens eigentlich relativ unproblematisch. Mal sehen, wie die Sky Swap AI das sieht.
Hier “verkackt” die AI auf ganzer Länge. Das WTC wird zur Hälfte überlagert, der obere Bereich des Gebäudes verschwindet nahezu komplett. Die rechte Kante des WTC ist fast verschwunden und auch das Gebäude im Hintergrund (“Hudson’s Bay”) wird zum Teil durch den Himmel überdeckt. Die feinen Strukturen des Gerüsts am rechten Bildrand hingegen wurden gut herausgearbeitet. Kann Photoshop das besser?
Photoshop kann es deutlich besser, wie wir sehen!
Auch hier müssen wir Abstriche machen, ein paar Probleme beim Hudson’s-Gebäude im Hintergrund, die rechte Kante des WTC verschwindet zum Teil und auch der obere, graue Teil des WTC wirkt etwas verwaschen. Das Gebäude an sich hat Photoshop aber wesentlich besser erkannt und freigestellt.
Mein Fazit
In beiden Varianten sind Schwächen erkennbar. Mal mehr, mal weniger deutlich. In meinen Augen zeigt allerdings ON1 Sky Swap AI wesentlich größere Schwächen als die Photoshop-Funktion. Das wird schon an den hier gezeigten Beispielen deutlich, ich hatte wesentlich mehr Bilder getestet, als ich hier präsentiere.
Sky Swap AI hat natürlich eine ganze Menge Funktionen, um die automatisch erstellten Masken deutlich zu verbessern. Wenn man damit eine Weile herumspielt, dann kann man doch bessere Ergebnisse erzielen, als hier dargestellt. Allerdings erschließen sich nicht alle Funktionen ohne weiteres, da ist manchmal ein wenig experimentieren angesagt, um dahinter zu steigen. Aus dem Stand liefert mir hier Photoshop aber deutlich bessere Ergebnisse, Korrekturen kann ich zudem auch nachträglich zu jeder Zeit noch vornehmen, wenn ich mir das Ergebnis als Ebenen ausgeben lasse. Das kann mir ON1 Sky Swap AI nicht bieten, die Ausgabe erfolgt in der gleichen Ebene. Die Fehler im letzten Bild hatte ich in 2-3 Minuten in Photoshop korrigiert, indem ich Hand an die Masken gelegt habe, die im Output angelegt wurden. Hier arbeite ich mit den gewohnten Methoden und Hilfsmitteln, das geht schnell. In Sky Swap AI konnte ich zwar ebenfalls ein nahezu gleichwertiges Ergebnis erzielen, es dauerte jedoch deutlich länger. Und mit den Kanten hatte ich trotzdem meine Probleme, die habe ich einfach nicht so richtig sauber bekommen. Auch durch Umschalten des AI-Modells (es stehen Modell A und Modell B zur Verfügung), konnte ich viele Probleme leider nicht lösen. Modell B half zwar im letzten Bild und erkannte das WTC besser, es blieben dennoch genug Probleme übrig, die ich nicht so ohne weiteres beheben konnte. Das Ergebnis blieb schlechter als das der Photoshop-Funktion.
Wenn ich Geld für ein Werkzeug in die Hand nehmen soll, dann muss mir das einen Vorteil bieten. Ein besseres Ergebnis, weniger Zeitaufwand, irgendetwas. Das sehe ich in diesem Fall allerdings überhaupt nicht. ON1 Sky Swap AI kostet zwar aktuell mit Aktionspreis nur 34,45 € statt 45,95 € (Tipp: Mit dem Rabattcode TRIAL20 spart Ihr noch einmal 20%), aber ich bekomme für das Geld nichts, was mir meine Arbeit erleichtert oder die Ergebnisse verbessert. Wenn ich mich erst einmal mit vollkommen neuen Maskierungsfunktionen innerhalb des Plugins herumschlagen muss, um ein brauchbares oder gutes Ergebnis zu erzielen, dann bringt mir das keinerlei Vorteil gegenüber der deutlich besseren automatischen Erkennung in Photoshop. Selbstverständlich sollte man nicht alles irgendwelchen Automatiken überlassen. Wenn mir aber die Automatik auf Anhieb bessere Ergebnisse liefert, dann wäre ich schön blöd, es nicht zu tun. Daher lautet mein persönliches Fazit heute: für mich weder ein must-, noch nice to have.
[…] to Make Better Sky Selections in PhotoshopPassend zu meinem letzten Artikel ein ausführlicher Beitrag, wie man es besser machen kann, inklusive […]