Vorab: Man könnte das Thema “Blende” höchst wissenschaftlich mit Formeln und vielen technischen Details erklären – das hilft aber den wenigsten in der Fotografie. Für diejenigen, die es ganz genau wissen wollen, gibt es reichlich Fakten im Netz. Ich möchte es an dieser Stele so erklären, dass es die meisten verstehen können.
Das technische Bauteil
Rein technisch ist die Blende ein Bauteil im Objektiv Deiner Kamera. Sie bestimmt, wie viel Licht in der eingestellten Belichtungszeit den Sensor Deiner Kamera erreicht. Den Aufbau so einer Blende und die Funktionsweise kann man im folgenden Foto sehr gut erkennen.
Man erkennt sehr deutlich verschiedene Lamellen, die durch Drehung unterschiedlich große Öffnungen für das Licht bilden. Wir sehen auch, dass die Blendenöffnung in diesem Fall recht klein ist, somit also nur wenig Licht zum Sensor gelangt.
Was macht die Blende?
Wie oben bereits angesprochen bestimmt die Blende, wie viel Licht in einer definierten Zeit den Sensor der Kamera erreichen kann. Je weiter die Blende geöffnet ist, um so mehr Licht gelangt hindurch. Das ist sicherlich logisch und das kann man auch wunderbar beispielsweise mit einer Taschenlampe und einem Stück schwarzen Karton ausprobieren. Einfach ein paar unterschiedlich große Löcher in den Karton schneiden und anschließend die Taschenlampe mit dem Karton abdecken. Je größer die Öffnung, desto heller wird es.
In der linken Abbildung ist die Öffnung relativ klein (wenig Lichteinfall), in der rechten relativ groß (viel Lichteinfall). Die darunter dargestellten Blendenwerte (f-stops) entsprechen in den Proportionen nicht ganz der Realität, das spielt hier aber keine Rolle
Die Blendenwerte sind für viele zunächst etwas verwirrend. Keine Sorge, das ging mir ganz genauso, als ich zum ersten Mal davon hörte. Die obere Abbildung macht es aber deutlich: je größer die Zahl, desto kleiner die Öffnung. Offene Blende, kleiner Zahlenwert. Geschlossene Blende, großer Zahlenwert.
Um das zu verstehen, kommt man um ein klein wenig Mathematik nicht herum. Keine Sorge, das musst Du nicht jedes Mal ausrechnen, aber wenn Dir das klar geworden ist, ergeben die Zahlen auch Sinn.
Der Blendenwert errechnet sich aus dem Verhältnis von Brennweite des Objektivs geteilt durch den Durchmesser der Blendenöffnung. Bei 100 mm Brennweite und Blendenwert f/4 ergibt das 100 mm / 4 = 25 mm. Für einen Blendenwert von f/8 errechnen wir nun 100 mm / 8 = 12,5 mm, also eine kleinere Öffnung. Und schon ergeben die Zahlen in dieser Form einen Sinn (hoffe ich).
Es gäbe noch einiges mehr, was wir hier mathematisch beweisen könnten, aber ich belasse es bei dieser Rechnung. Schließlich ist das hier ein Foto- und kein Physik-Blog. Und schönere Bilder schießt man nicht, nur weil man sämtliche Parameter errechnen und begründen kann. 😉
Was man sich einfach merken sollte: Großer Blendenwert – kleine Blendenöffnung. Kleiner Blendenwert – große Blendenöffnung.
Was bringt dieses Wissen in der Praxis?
Kurze Antwort: Enorm viel. Bei der kurzen Antwort möchte ich es aber nicht belassen, das hilft Dir nicht.
Wie nun bereits 2 mal festgestellt, bestimmt die Blende, also die Größe der Öffnung, wie viel Licht auf den Sensor gelangt. Und genau das ist in der Praxis relevant. Häufig ist die längstmögliche Belichtungszeit begrenzt, sei es, weil man ein sich schnell bewegendes Objekt fotografiert, sei es, weil man ohne Stativ aus der Hand fotografiert, Gründe gibt es viele.
Nehmen wir folgendes Szenario an: Ich möchte eine Blume fotografieren, die sich im Dämmerlicht in etwas stärkerem Wind wiegt. Also benötige ich eine möglichst kurze Belichtungszeit, damit die Blüte nicht verwackelt abgebildet wird. Mit meiner eingestellten Blende wird das Bild nun zu dunkel, da nicht genügend Licht auf den Sensor gelangt. Hier habe ich nun 2 Möglichkeiten: den ISO-Wert erhöhen oder mit der Blende arbeiten. Da zu wenig Licht auf den Sensor gelangt, muss ich demzufolge die Blende weiter öffnen und erhöhe somit die eingehende Lichtmenge. Und das Bild wird in der Folge heller. Es passiert jedoch noch mehr, wie die folgende Abbildung illustriert.
Das Bild wird unscharf? Nein, keine Sorge, lediglich ein Teil des Bildes wird unscharf. Denn was wir über die Blende ebenfalls steuern können ist die sogenannte Schärfentiefe oder auch Tiefenschärfe – je nachdem, wo man darüber liest. Hier sind sich die Fotografen uneinig, einer schreibt dies, der andere das, gemeint ist aber immer das gleiche: Der Entfernungsbereich, in dem Objekte scharf abgebildet werden. Denn je weiter die Blende geöffnet ist, umso kleiner wird der Entfernungsbereich, in dem unsere Motive scharf dargestellt werden. Hierbei gibt es noch Abhängigkeiten von der gewählten Brennweite und Entfernung zum Motiv, aber grundsätzlich gilt der vorangegangene Satz.
Wenn wir beispielsweise mit nahezu geschlossener Blende (bspw. f/22) ein Motiv in 20 m Entfernung fotografieren, dann erscheint alles vor und hinter diesem Motiv super scharf. Öffnen wir nun die Blende Stück für Stück, dann verringert sich dieser Schärfebereich mehr und mehr. Dieser Bereich kann beispielsweise in der Makro-Fotografie nur wenige Millimeter betragen, wenn man Abstand, Brennweite und eben auch Blende entsprechend einstellt.
Aber wofür braucht man das?
Um beispielsweise ein Motiv optisch freizustellen ist es für unser Auge hilfreich, wenn nur das Wesentliche des Bildes scharf dargestellt wird. Und auch wenn das folgende Bild eher unspektakulär ist, so demonstriert es das Geschriebene doch wunderbar.
Fotografiert wurde das Bild mit einer Brennweite von 120 mm und einer Blende von f/4. Deutlich erkennbar ist der Schmetterling scharf abgebildet, ebenso das Blatt, auf dem er sitzt. Links im Bild ist ein Blatt im Vordergrund zu sehen, das sehr unscharf abgebildet ist. Die Blätter hinter dem Schmetterling lassen bereits eine leichte Unschärfe erkennen, der Zweig dahinter ist deutlich unschärfer und die Blätter oben mittig, die sich noch weiter im Hintergrund befinden, sind eigentlich kaum noch klar erkennbar. Es ist deutlich eine räumliche Tiefe erkennbar, was gewollt, in diesem Bild allerdings aus verschiedenen Gründen nicht gut umgesetzt ist.
Ganz bewusst habe ich auch bei dem folgenden Bild auf diese Wirkung gesetzt: Hier wollte ich einfach nur das Baby-Füßchen scharf abbilden und der Rest sollte nahezu in der Unkenntlichkeit verschwinden.
Das kleine Füßchen steht hier im Mittelpunkt, alles andere verliert durch die Unschärfe die Bedeutung und rückt so das eigentliche Motiv in den Mittelpunkt. Die Blende bietet also neben der reinen Steuerung der Belichtung des Bildes auch noch eine Menge gestalterische Möglichkeiten.
Die ideale Übung für das Verständnis der Funktionsweise ist es beispielsweise, die Kamera in den Modus A zu stellen (A steht für Aperture – Blende, der Modus heißt, um ganz präzise zu sein: Aperture Priority Mode und wird in der Regel mit einem A gekennzeichnet). In diesem Modus übernimmt der Fotograf lediglich die Steuerung der Blende, die Belichtungszeit wird von der Kamera automatisch eingestellt (deshalb heißt der Modus auf Deutsch meist Zeitautomatik, was ich ein wenig verwirrender finde). Und dann fotografiere das gleiche Motiv mit unterschiedlichen Blendenwerten und schau Dir die Ergebnisse an. Achte dabei vor allem auf den Vorder- und Hintergrund. Je nach gewählter Brennweite werden die Unterschiede mehr oder weniger stark zu sehen sein, aber sie sind sichtbar.
[…] meinem Beitrag zur Blende hatte ich den Punkt Schärfentiefe, oder auch Tiefenschärfe, bereits kurz angeschnitten. Beide […]